Tipps und Tricks aus Theorie und Praxis 😉
Da ich nun selbst hautnah mit dem Medienerziehungsthema konfrontiert bin und mich gleichzeitig im Rahmen meiner Vorlesungen theoretisch damit auseinandersetze, möchte ich ein paar Einblicke und Erfahrungen zum Thema Kleinkinder und Fernsehen/Bildschirm teilen.
Die offiziellen Empfehlungen in Deutschland lauten häufig: Bildschirmfrei bis Drei!
Siehe: https://register.awmf.org/assets/guidelines/027_D_Ges_fuer_Kinderheilkunde_und_Jugendmedizin/027-075eltern_S2k_Praevention-dysregulierten-Bildschirmmediengebrauchs-Kinder-Jugendliche_2023-09.pdf
Doch muss das so sein und wie realistisch ist dieses Modell im Familienalltag?
Wie immer gibt es keine einfache Antwort auf diese Frage, dennoch halte ich bildschirmfrei nicht für den richtigen Weg. Denn Kinder erleben tag täglich den Umgang der Erwachsenen mit digitalen Endgeräten und wollen natürlich sehen, was diese dort so treiben. Daraus folgt auch: Kinder sehen nicht was man am Smartphone macht, eine kindgerechte Kommunikation darüber ist sinnvoll. Z.b. ich frage eine Freundin, ob sie noch vorbei kommt, ich muss kurz arbeiten etc.
Je nachdem was man macht, ist es sogar sinnvoll, dass die Kinder sehen was man gerade treibt und dass das oft eher unspannend aussieht (zB. beim Chatten).
Sinnvoll ist es zudem mit den Kindern Fotos aus dem (Familien-)Alltag am Smartphone zu schauen und über die dort abgebildeten Personen oder Situationen zu sprechen. Dies kann auch helfen Freunde oder Familienangehörige die man nicht so häufig sieht im Gedächtnis zu behalten oder tolle Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen. Analog zum „Fotoalbum“ der non- digitalen Zeit- mit dem Vorteil der zeitlichen Nähe zum Geschehen.
Komplizierter wird es bei bewegten Bildern, bzw. bei der „Alleinnutzung“ im Alltag. Es gibt Situationen (das Kind soll inhalieren, man muss kurz etwas erledigen…) die dafür sorgen, dass es okay ist das Kind etwas „schauen“ zu lassen. Entscheidender als die Zeit (natürlich sollte diese auch begrenzt werden- ich empfehle ab 2 maximal eine halbe Stunde am Tag) ist der Inhalt der angeboten wird. Denn richtig eingesetzt können Videos sogar die Sprachentwicklung der Kinder fördern.
Ich gehe im Folgenden davon aus, dass die Kinder YouTube (oder YouTube Kids 😉 ) nutzen dürfen und die Erwachsenen das Programm an und aus machen. Gerade bei YouTube immer darauf achten, dass nicht das nächste Video automatisch startet.
Konkret sieht das dann so aus:
- Man wählt zwei (maximal 4) Sendungen, aus denen die Kinder eine Auswahl treffen dürfen
- Geeignet sind Sendungen die im Reportagen Stil ein Erzähltempo bieten, das der Realität entspricht. Z.b. Anna und die Haustiere (hier darauf achten, dass Raubtiere auch andere Tiere jagen. Also vorher überlegen welche Folge für die Kinder geeignet ist) oder Sendungen mit sich wiederholenden Elementen wie das Kikaninchen.
- Schnelle Schnitte wie bei Peppa Wutz, Paw Patrol etc. sind zu vermeiden.
- Die Kinder dürfen eine Folge immer zu Ende schauen (also vorher auf die Länge achten), da sie sonst nicht abgeschlossen ist und nicht richtig verarbeitet werden kann. Wenn sie selbst früher aufstehen, ist das natürlich okay.
- Die Kinder immer wieder kurz beobachten: Sehen sie sehr aufgeregt aus oder nur interessiert? Wie geht es ihnen? Im Anschluss nochmal kurz über das gesehene Sprechen.
- Eine Verabschiedung von Anna oder Kikaninchen am Ende der Sendung ist hilfreich „Tschüss Anna“
- Keine Bildschirmnutzung direkt vor dem Schlafengehen