Am 3. und 4. Mai besuchte ich zum ersten Mal die re:publica (http://re-publica.de/12/) in Berlin. Diese Veranstaltung fand bereits das sechste Mal statt und war mit 4000 Besuchern gut gefüllt. Die hohe Besucherzahl und der große Anteil an Frauen unter dem Publikum führte auf den üblichen Kommunikationswegen der Netzgemeinde (Twitter, Facebook und Co.) zu einigen, teils ernsten, teils weniger ernsten Anmerkungen darüber, dass die Veranstaltung schon „total Mainstream“ geworden ist.
Doch das nur am Rande. Inhaltlich bot die re:publica ein vielfältiges Programm. Aufgeteilt in verschiedene Bereiche (re:learn, re:volt , re:invent und vielen mehr) waren unterschiedliche Themen in Berlin vertreten. Meine Intension war es vor allem einmal über den Tellerrand zu schauen und nicht nur medienpädagogische Vorträge zu sehen. Das gelang mehr oder minder gut, da es sich herausstellte, dass alles irgendwie mit Medien und Erziehung zusammenhängt- egal wie weit weg vom Thema es sich anhört. Als Pädagogin behält man doch den speziellen Blick. Sich in dem vielfältigen Vortragsangebot zu orientieren und angesichts der vielfältigen Angebote die richtige Session zu finden war gar nicht so einfach. So landete ich am Ende in unterschiedlichen – mehr oder minder interessanten- Vorträgen.
Ich will hier nur einen Vortrag und ein Projekt genauer vorstellen.
Der Vortrag: „Mächtiger als Merkel: Wie Brettspielentwickler Gesetze machen (würden)“ von Casasola-Merkle (auf Twitter @zeitweise)
Die Session von Casasola-Merkle beschäftigte sich damit, wie man die Erfahrungen, die man aus der Regelerstellung bei Brettspielen die letzten Jahrzehnte gewonnen hat auf die Gesetzgebung anwenden könnte. Hierbei kamen einige Grundthesen heraus, die ich kurz darstellen möchte. Den kompletten Vortrag kann man sich- sobald er online steht- auch noch einmal im Internet anschauen.
Die Grundthesen, die hier auf die Erstellung von Gesetzen angewandt wurden können wunderbar auf die Erstellung von Regeln im erzieherischen Kontext übertragen werden.
Grundthesen:
1. Wenn man nicht unbedingt ein Gesetz braucht, sollte man es weglassen!
Finde ich sehr schön, da wir viel zu viele und übersichtliche Regeln (Gesetze) haben und kein normaler Mensch einen Überblick über diese haben kann. Dieser Grundsatz sollte auch im erzieherischen Kontext gelten. Lieber weniger und einhaltbare und kontrollierbare Regeln als einen ganzen Haufen Regeln, die man sich nicht merken kann und deren Einhaltung man nicht kontrollieren kann.
2. Man hält sich nur an Regeln, wenn man den Sinn der Regeln versteht.
Auch recht simpel und einleuchtend aber ein wichtiger Punkt. Regeln müssen Sinn machen und zwar nicht nur für den, der die Regel aufstellt, sondern auch für die Akteure, die sich an die Regeln halten müssen.
3. Anreize sich nach den Regeln zu verhalten sind besser als Strafen wenn man die Regeln bricht.
Belohnung ist besser als Bestrafung und hilft beim Lernen und Verinnerlichen von Regeln. Ein Grundsatz, den man nicht nur in der Gesetzgebung sondern auch in der Pädagogik wunderbar anwenden kann und nicht vergessen sollte.
4.Gerechtigkeit als wichtiges Kriterium für die Zufriedenheit der Spieler. Jeder muss die gleichen Chancen haben.
Auch das ist wichtig für die Pädagogik. Für die, die man erzieht muss ersichtlich sein, dass sie gleich behandelt werden. Wichtig ist hier vor allem die Transparenz – für Jugendliche ist eine Gleichbehandlung- selbst wenn sie vorhanden ist- oft nicht ersichtlich, nachvollziehbar, da sie die Erwachsenen nicht verstehen und diese Ihnen nicht erklären warum sie wie handeln.
Das Projekt: Die Edunauten (auf Twitter @edunauten)
Das Projekt war sowohl mit einem Vortrag als auch mit einem Stand vertreten. Um zu erklären was die Edunauten sind, zitiere ich einfach ihre Webseite:
“Die Edunauten sind ein interdisziplinäres Netzwerk, die GPS gestützte Bildung konzipieren und sowohl in der Kinder- und Jugendarbeit, als auch in der Erwachsenenbildung durchführen. Das Ziel der Medien- und Sozialpädagogen, Informatiker und Erziehungswissenschaftler ist es, ganzheitliche Bildungsszenarien zu entwickeln, bei denen die Technik eingebettet ist und der Mensch und seine Umwelt im Mittelpunkt stehen. Dabei beraten die Edunauten, vermitteln, schulen, verleihen Technik und entwickeln gerne auch für Sie GPS-Bildungsprogramme und führen diese durch.“
Hier sollte man sich unbedingt einmal die Internetseite http://edunauten.net/ anschauen wenn man auf der Suche nach Outdoor-Online-Bildungsangeboten ist.
Außerdem…
Wer mehr wissen will kann (auch als nicht Twitter Nutzer) einfach mal bei Twitter den Hashtag #rp12 eingeben und die Onlinekommunikation während der Republica nachlesen. Hashtags werden immer mit einer Raute gekennzeichnet und dienen dazu, Twitter Nachrichten einem Thema oder einer Veranstaltung zuzuordnen. So können unter diesem Tag (Schlagwort) alle dazugehörigen Tweets (Nachrichten) gefunden werden. Viel Spaß beim Lesen!
Außerdem werden viele Vorträge online auf der re:publica Seite im Archiv verfügbar gemacht. Vieles kann man also auch „nachschauen“.
…und zu guter Letzt:
Der Satz der re:publica 2012 war übrigens eindeutig eine Bemerkung des Regierungssprechers Seibert bei seinem Interview über die Social Media Nutzung der Bundesregierung zu den Gründen der Twitternutzung. Nach der Festestellung, dass sogar der Vatikan twittert stellte er fest: „ In Sachen Modernität sollte man nicht weit hinter dem Vatikan bleiben!“