Mitten in der Prüfungszeit treibt mich ein Thema um, das gerade viele zu beschäftigen scheint. Die App Clubhouse- genauer gesagt, der Trend, dort Bildungsdiskussionen zu führen oder politische Events zu veranstalten. Wer Clubhouse nicht kennt, es ist der „neueste heiße Scheiß“ – eine audiobasierte Umgebung für live- podcasts. Allerdings: iOs exklusiv und invite- only. Die Hürden dort mitzuspielen sind also groß. Wer kein iphone hat (betrifft ca 80% der Bevölkerung) ist raus. Datenschutzrechtlich gesehen ist die App eine Katastrophe, Datenschützer halten diese, unter anderem wegen der Datenweitergabe in die USA, für „höchst problematisch“.
Trotzdem diskutieren Politikerinnen wie Dorothee Bär, die neue Datenstrategie der Bundesregierung auf Clubhouse. Bei Judith Gerlach geht es sogar um Digitale Teilhabe von Senior*innen. Auch diverse Akteure des #twitterlehrerzimmer nutzen die App, um dort Bildungsdiskussionen zu führen.
Gerade bei Politikern stellt sich mir hier die Frage, warum?
Natürlich, man will beim neuesten Trend dabei sein, die Nase vorn haben, dort sein, „wo die Musik spielt“! Aber zu welchem Preis? Es geht hierbei nicht nur darum, dass ein Großteil der Bevölkerung vom Dialog ausgeschlossen wird. Das es sich bei diesem Teil auch noch um die tendenziell finanziell nicht so gut gestellten Bürger*innen handelt sei hier mal nur am Rande erwähnt. Es geht ja auch um die, die sich bewusst gegen iOs entschieden haben.
Nein: Interessant dabei ist vor allem das Statement zu Werten und Normen das mit der Nutzung einhergeht. Trendy zu sein ist wichtiger als Inklusion, Partizipation (ALLER) und Datenschutz. Von Politikern, vor allem im digitalen Bereich, erwarte ich hier eine klare Kante. Ein klares Bekenntnis zu Offenheit, Inklusivität und Datenschutz. Das gilt übrigens auch für die „hippe Bildungsszene“ die weitestgehend unreflektiert diesem Trend folgt.
Jetzt mag man argumentieren: Halt, das mit dem Datenschutz gilt doch auch für andere Netzwerke?
Ja, aber: Bei der Nutzung anderer Netzwerke, wie Facebook oder Instagram, kann man immer noch mit einer Werteabwägung ins Rennen gehen. Hier erreicht man viele Menschen, ist ansprechbar und kann Botschaften in die Breite tragen. Auf der negativen Seite gibt es zwar auch einiges. Aber das Für und Wider ist doch ausgewogener als bei #clubhouse- wo es „nur um den Trend“ geht!