Augen auf beim Onlinemobbing ;)

„Streit im Berliner Abgeordnetenhaus über Cybermobbing“ so lautet heute eine Überschrift auf Heise.de (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Streit-im-Berliner-Abgeordnetenhaus-ueber-Cybermobbing-1219911.html). Gut, das heute der erste April ist denke ich im ersten Moment, doch dann wird klar, dass die Meldung ernst ist. Mein Gedanke, dass das wohl ein April Scherz sein muss kommt daher, dass gerade so getan wird als gäbe es Onlinemobbing erst seit gestern und als wäre EINE Internetseite daran schuld. Das alles hat mich veranlasst doch nochmal einen kurzen Eindruck meiner Meinung über das Phänomen loszuwerden. Wir befassen uns in Neu-Isenburg (www.infocafe.org) schon seit etlichen Jahren mit dem Thema. Bieten Beratung und Präventionskonzepte hierfür an. Immer wieder zeigt es sich dann im Gespräch mit anderen Pädagogen, dass dies so gar nicht selbstverständlich ist. Darum geht hier nochmal ein Lob an die Stadt Neu-Isenburg die sich schon 2002 auf das Wagnis eingelassen hat eine „medienpädagogische Jugendeinrichtung“ einzurichten und Billard und Kicker durch Computer und Konsolen zu ersetzen. Insgesamt stellt sich für mich die Situation so dar: 2007 ging das SchülerVZ an den Start, bereits zwei Monate später hatten wir die ersten Anrufe wegen Beleidigungen in diesem Netz. Dann (etwa seit Sommer 2010) verlagerte sich das Ganze auf Facebook und jetzt ist es immer noch dort. Daneben gibt es  noch MSN, diverse Webseiten, Handys etc. mit deren Hilfe technikunterstützt beleidigt und teilweise auch gemobbt wird. Isharegossip ist eben nur eine von vielen Möglichkeiten. Diese Seite zu sperren oder in den Fokus zu nehmen ist reine Symptombekämpfung. Also wollen wir uns ganz schnell den Ursachen widmen „Warum wird eigentlich online gemobbt?“

Schaut man in die Wissenschaft findet man den Online Disinhibition Effekt (online Enthemmungseffekt), heißt, durch das Fehlen einer spürbaren sozialen Kontrolle verhalte ich mich Enthemmter. Daneben ist klar, das Internet ist ein Sozialraum! Dinge die offline passieren setzen sich online fort. Ergänzen möchte ich hier noch die Theorie von „normalem“ jugendlichem deviantem Verhalten. Klar macht man manche Sachen im Jugendalter auch mal ohne nachzudenken. Der Unterschied zu vorher: Jetzt kann das jeder Sehen, es kann nicht  oder nur sehr schwer gelöscht werden und es ist immer noch im Internet selbst wenn sich die Jugendlichen wieder vertragen.

Darum an dieser Stelle, um es nicht zu lang zu machen mein Aufruf: Schauen sie bei Mobbingfällen genau hin. Handelt es sich um eine einfache Beleidigung, einen Streit zwischen Freunden, einer unbeabsichtigten Schädigung des Anderen (Beispielsweise durch das hochladen eines vermeintlich lustigen Fotos das sich viral im Internet verbreitet) oder um tatsächliches Mobbing? Ich will die Wirkung und Heftigkeit von Onlinemobbing nicht verharmlosen sondern sie dafür sensibilisieren, dass Jugendliche sich streiten und dies normal ist. Hier kann es auch Heftig zu gehen. Wenn die Erwachsenen allerdings bei einem solchen Streit gleich alle Mechanismen in Bewegung setzen, kann es auch dazu führen, dass aus einem Zwist mehr wird. Viele Kinder und Jugendlichen vertragen sich auch nach heftigen Auseinandersetzungen in spätestens zwei Wochen wieder – wenn dann die Erwachsenen immer noch von Mobbing sprechen und Klassenkonferenzen einberufen kann das auch die Gegenteilige Wirkung entfalten. Hier sollte mehr auf Prävention gesetzt werden. Auf einen richtigen, fairen Umgang online und offline miteinander- hierfür ist es notwendig den Kindern und Jugendlichen die REALITÄT des Internets klar zu machen. Dass das Internet nicht irgendwo existiert sondern Teil unserer Welt ist und darum auch Auswirkungen auf diese haben kann- denn das ist ihnen zwar vom Verstand her klar, aber nicht vom Gefühl! Darum sollten Präventionsprogramm die allgemein die Medienkompetenz fördern unterstützt werden- das kostet Geld- ist es aber Wert. Damit nicht nur Mobbing, Mediensucht, sexuelle Belästigungen und ähnliche „Medienthemen“ mit Kindern und Jugendlichen besprochen und aufgearbeitet werden können ist es nötig dauerhafte Stellen einzuführen die nah an der Lebenswelt der minderjährigen Arbeiten.

So, viele Gedanken in einem Text. Ich hoffe sie konnten mir folgen 😉

(Ergänzung: Der Arikel von Michael Grunewald, in seinem Kommentar verlinkt ist eine lesenswerte Ergänzung. Danke hierfür!)

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