DAK Studie zu social -media Sucht

Wieder einmal wird in einer Studie (https://www.dak.de/dak/download/dak-studie-social-media-nutzung-1968596.pdf)  festgestellt, dass sehr viele Kinder- und Jugendliche von Social- media Sucht betroffen sein sollen. Ich möchte das Thema auf gar keinen Fall verharmlosen, finde aber einen differenzierten Blick auf social-media Sucht nötig. Die Fragen, die auch in dieser Studie verwendet wurden, lehnen sich an die Fragen an, die verwendet werden um Computerspielsucht zu erfassen. Es gibt dennoch einige Besonderheiten, die mit berücksichtigt werden sollten. Schwierig finde ich solche Studien immer, wenn Sie Angst schüren- wobei dies gerade vor allem in den Rezeptionen der Studie in den großen Medien durch unsachliche Überschriften ” … viele sind süchtig/ können nicht mehr ohne social media leben….” geschieht. Dies führt in der Praxis dazu, dass das Thema in vielen Familien hochkocht, unnötige Konflikte entstehen und die Medienerziehung eher mißlingt als gelingt.

Darum hier einige kurze Anmerkungen zu den in der Studie gestellten Standardfragen. 5 von 9 Fragen musste man bejahen, um als süchtig zu gelten. Besonders schwierig finde ich hierbei folgende Fragen:

Hast du im vergangenen Jahr…

oft soziale Medien genutzt, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen?

  1. Dies könnte auch ein Zeichen für eine kompetente Mediennutzung sein. Stimmungsregulierung mit Hilfe von Medien ist ein Bestandteil verschiedener Medienkompetenzkonzepte (vgl. Affektive Dimension http://www.lmz-bw.de/stefan-aufenanger-dimensionen-medienkompetenz.html#c33505  )  und kann für eine sinngerichtete, positive Nutzung sprechen. Dies ist dementsprechend ohne genaueres Nachfragen nicht als negativer Punkt einzuordnen.

oft heimlich soziale Medien genutzt?

2.  Dieser Punkt hängt sehr vom Erziehungsstil der Eltern ab. Gibt es sehr restriktive Regeln zur Social-media Nutzung, kann dies natürlich zu einer heimlichen Nutzung von Medien führen. Hier wäre dies zu berücksichtigen, um valide Aussagen treffen zu können.

die Nutzung sozialer Medien nicht stoppen können, während andere sagten, dass du das wirklich tun müsstest?

3. Social-media Nutzung ist ja in der Regel ein soziales Event. Ist man gerade online am chatten mit Freunden, ist es, je nach sozialer Situation manchmal nicht möglich, oder höflich, die Nutzung zu stoppen, auch wenn andere ( die gerade offline bei einem sind), dies gerade für nötig hielten.

regelmäßig an nichts anderes denken können, als an den Moment, an dem du wieder soziale Medien nutzen kannst?

4. Dieser Punkt müsste ebenfalls genauer untersucht werden. Ist man z.B. gerade in eine Person verliebt, mit der man über Social-media Kontakt hält, kann man natürlich an nichts anderes mehr denken, außer an die erneute Nutzung- und den damit zusammenhängenden Kontakt und die positiven Gefühle, die dieser auslöst.

regelmäßig Streit mit anderen gehabt durch die Nutzung sozialer Medien?

5. Streit durch die Nutzung von sozialen Medien kennt jeder Teenager. Nicht umsonst wird über Onlinemobbing, Missverständnisse etc. viel gesprochen. Keine WhatsApp Klassengruppe wird ohne Streit aus kommen. Hier müsste eben weiter differenziert werden.

ernsthafte Probleme mit Eltern, Brüdern oder Schwestern oder Freunden gehabt durch die Nutzung sozialer Medien?

6. Hier verweise ich auf Punkt 2 und 5.

Es wäre super, wenn diese seit Jahren bestehende Problematik in Bezug auf Social- media Sucht – Diagnosen einmal aufgearbeitet werden würde.

 

4 Gedanken zu „DAK Studie zu social -media Sucht

  1. kleiner Komet

    Bei der DAK Studie sehe ich die plakative Interpretation kritisch.
    Schaut man sich die Daten an, handelt es sich um eine vierstufige Antwort-Skala “Nie”, “Manchmal”, “Selten” “(sehr)häufig”

    Für folgende Aussage:

    “46 Prozent der Befragten vernachlässigen soziale Kontakte zu Freunden oder zu Familienangehörigen, die ihnen früher wichtigen waren. In der Altersgruppe der 15- bis 17-jährigen Jungen sind es mit 69 Prozent die meisten.”
    (Quelle: https://www.dak.de/dak/bundes-themen/jeder-12—junge-suechtig-nach-computerspielen-1860860.html)

    Werden alle Zusammengefasst, die nicht “Nie” geantwortet haben. Auch wer “manchmal” oder “selten” angibt zählt hier zur Problemgruppe. Da stellt sich die Frage, warum gab es nicht gleich eine dichotome Ja-Nein Skala, wenn entsprechend interpretiert wird?

    Liebe Grüße und vielen Dankfür Deine kritischen Anmerkungen!
    Stephanie

    Antworten
  2. Bindestrichfan

    Schöner Artikel, zeigt mal wieder, dass das Internet für viele immer noch Neuland zu sein scheint. Nur eine kleine Bitte: Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und schreiben Sie orthographisch korrekt “Social-Media-Sucht” 🙂

    Die Erklärung dazu:
    “Denken Sie an Social Media oder an Public Relations – beide Begriffe schreiben sich ohne Bindestrich, solange sie für sich stehen, schließlich handelt es sich jeweils um Adjektiv und Substantiv, die auch im Deutschen ohne Bindestrich nebeneinander stehen. Kommt aber ein deutscher Begriff dazu, wird komplett durchgekoppelt: Social-Media-Aktivitäten, Public-Relations-Agentur, Corporate-Identity-Richtlinien.”

    Quelle: https://www.pressesprecher.com/nachrichten/rettet-den-bindestrich-92829942

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  3. Pingback: DAK Studie zu social -media Sucht — Medienpädagogik – Onlinefamilie

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